Global Space Odyssey Aufruf – Dance for Future

Global Space Odyssey 16.09.2023 Dance For Future

Seit sich der Mensch in modernen, konsumorientierten Gesellschaften organisiert, benutzt er in steigendem Maße den Planeten, als wäre er ein Selbstbedienungsladen: Mit Dauer-Abonnement, endlosem Kredit und scheinbar ewigem Nachschub. Doch der Nachschub ist nicht ewig, der Kredit ist aufgebraucht und die Resilienz der Klima- und Ökosysteme kommt an ihr Limit. Mit großen Schritten nähern wir uns jenen planetaren Grenzen, die als „Kippelemente“ das ganze System irreparabel beschädigen: Den Planeten, auf dem wir leben, lieben, feiern… und mit der GSO durch Leipzig ziehen!

Auch die Clubszene steht in der Verantwortung, sich dem klimatisch-ökologischen Kollaps entgegenzustellen. Wir sind selbst davon betroffen, doch sollten wir auch unsere Reichweite nicht unterschätzen: Gerade junge Menschen treffen Wochenende für Wochenende in den Clubs, auf Partys, auf Festivals aufeinander. Mit der GSO 2023 möchten wir dieser Verantwortung gerecht werden, denn:

There is no party on a dead planet!

Die Menschheit ist ein junges Kind: Würde man die Erdgeschichte auf einen Tag mit 24 Stunden reduzieren, dann taucht der moderne Mensch – der Homo sapiens – in den letzten 4 Sekunden auf. Die Höhlenmalereien wären nur eine Sekunde alt, Städte, Strom und Techno kämen in den letzten Millisekunden dazu. Die zivilisatorische Party hat erst vor kurzem begonnen – doch sie droht unwiederbringlich zu Ende zu gehen: Klimawandel und Artensterben sind die Resultate und gleichzeitig die Endgegner unserer Zivilisation. Das wäre schade, denn wir wollen noch in zwanzig Jahren mit der GSO durch die Straßen tanzen. Auch unsere Kinder sollen Spaß und eine Zukunft haben, sollen sich in den Clubs der Stadt tummeln, ohne die Sorge, ob am nächsten Morgen noch Wasser aus der Leitung kommt.

Das Zeitfenster ist klein, um all das zu retten. Die Platte läuft gnadenlos aus. Wenn wir nicht JETZT unmittelbar reagieren, dann ist es zu spät. Noch können wir reagieren! So sagt Hoesung Lee, der Vorsitzende des Weltklimarates IPCC: „Wenn wir JETZT handeln, können wir noch eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sichern.“

Auch der GSO ist eine lebenswerte Zukunft wichtig – schließlich gehören Leben, Tanzen und Musik untrennbar zusammen! Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dieses Jahr gemeinsam mit der Leipziger Klimabewegung auf die Notwendigkeit von Klima- und Artenschutz aufmerksam zu machen.

Techno ist eine revolutionäre Idee!“

(Carl Craig)

Allein die technischen Herausforderungen (z.B. Energiewende) haben einen revolutionären Charakter. Ebenso die gesellschaftlichen Veränderungen: Weg vom ewigen Dauerkonsum und der Geiz-ist-Geil-Attitüde unserer Wegwerfgesellschaft, hin zu mehr Rücksicht, Selbermachen, Second Hand und dem Mut zur Langsamkeit. Doch was ist eine Revolution ohne Musik?

Wenn ich dazu nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution!“

(Emma Goldman)

Wir tanzen!
Laut und wild!
Für eine lebenswerte Zukunft!

GSO 2023 – Wagenanmeldung: Jetzt Registrieren!

Dass es dieses Jahr eine GSO geben wird, haben wir schon gesagt. Und jetzt geht’s los: die Anmeldung für die Wagen ist eröffnet!
Wir freuen uns über alle Crews/Teams/Initiativen die gern am 16.09. einen Wagen machen möchten.
Ihr habt Bock, seid aber nicht so ganz sicher, was auf euch zukommt?
Meldet euch trotzdem schon Mal an. Das ist erstmal ganz unverbindlich, gibt uns aber das Signal mit euch in Kontakt zu treten.

Anmeldeschluss ist der 30.04.23

Hier gehts zur Anmeldung!
🎉

Falls ihr Fragen habt, meldet euch gerne an diese E-Mail-Adresse: info@gso-le.de

Global Space Odyssey Aufruf – Reset the Preset

Erstarkender Rechtspopulismus, Pandemie, Hate Speech in den sozialen Medien und andauernder Krieg auf dieser Welt lassen die Zukunft in einem dystopischen Licht erscheinen. Das gemeinsame Erleben von Musik hingegen kann Menschen vereinen und sowohl physische als auch psychische Grenzen abschaffen. Als einer von vielen Wegen Musik zusammen zu erleben, spielt die Clubkultur eine bedeutende Rolle. Sie ist nicht nur Anlaufpunkt für den Genuss von Musik, sondern auch ein Ort wo sich fortschrittliche Ideen im Rhythmus der Sounds treffen und ausgelebt werden können. Das wirkt sich auch auf die Gesamtgesellschaft aus. Ohne Clubs würde uns nicht nur ein bedeutender Teil an Kultur fehlen, sondern auch die Möglichkeit uns gemeinsam zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Dass Clubkultur zur Kunst gehört und darüber hinaus eine wesentliche Bedeutung als Raum für soziale Interaktion und für den Zusammenhalt der Menschen hat, wird nun mehr und mehr gesellschaftlich anerkannt. Clubs haben in der Pandemie sowohl finanziellen Halt als auch eine breite Unterstützung durch die Gesellschaft erfahren. Zum Beispiel erarbeitet Leipzig zusammen mit Kollektiven wie dem VAK ein Freiflächenkonzept, sodass das Feiern unter freiem Himmel endlich legal wird.

Das Erreichen dieser Forderung ist ein Meilenstein für die GSO! Nun dürfen wir nicht damit aufhören, unsere Forderungen auch weiterhin laut zu rufen. Clubs sind nach wie vor von Verdrängung bedroht und hangeln sich von Jahr zu Jahr mit stetiger Angst um ihre Existenz.

Wenn wir darüber sprechen, was in den Clubs passiert und was es uns Wert ist, diese Räume zu erhalten, reden wir oft von Utopien des menschlichen Zusammenlebens. Wir wollen Räume errichten in denen alle willkommen sind und sich authentisch und sicher ausleben können.

Wir sehen die Clubkultur als einen Zufluchtsort, an dem Utopie versucht wird, die wir oft im Alltag vermissen. Diese zu schaffen und für alle aufrecht zu erhalten bedarf Feingefühl, Rücksichtnahme, stetiger Verbesserung und Selbstreflexion. Im schnelllebigen Alltag fehlt dafür oft die Zeit und Aufmerksamkeit, im Club können wir sie uns schenken und so eine unseren Vorstellungen entsprechende bessere Realität schaffen. Und wenn wir das tun, müssen wir anerkennen, dass wir nicht frei von Fehlern sind. Und deshalb liegt der Fokus der diesjährigen GSO auf unserem Status Quo und der Frage:

Können wir nach 2 Jahren Pandemie einfach weitermachen wie vorher?

Wie viele Bereiche im Leben, bleibt auch die Clubkultur von den Gesetzen des Kapitalismus nicht unberührt.
Angebot und Nachfrage sind leider durchaus bestimmende Kategorien. Wir beobachten Phänomene wie Preisdumping, Egoismus, Kommerzialisierung, Vitamin B-Wirtschaft und allgemein unfaire Methoden im Umgang miteinander. Das betrifft alle Künstler:innen, Kollektive, Veranstaltende und Clubs gleichermaßen.
Wir müssen hier hinterfragen:

Wie weit hat sich die gängige Praxis von den Idealen der Musik- und Clubbewegung entfernt?

Im selben Kontext bieten diese Verhältnisse auch den Nährboden für Diskriminierung. In den vergangenen zwei Jahren wurde intensiver über die Wege zur Abschaffung patriarchaler und rassistischer Systeme diskutiert, die zur Marginalisierung von Personengruppen wie FLINTA* und BIPoC’s beitragen. Auslöser für dieses beginnende Umdenken hin zu mehr Rücksichtnahme im Miteinander waren auch die vielen Vorfälle sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt: Monis Rache, #ourbodiesnotyours, “Täter an den Decks ”, „Das Patriarchat hat Gästeliste“, “Clubkultur & Politik IV: Diversität? Rassismus. ” und viele mehr. Vorfälle, die uns noch mehr wachrütteln und ein Wegschauen unmöglich machen sollten. Damit Sexismus, Rassismus und anderes diskriminierendes Verhalten zur Ausnahme werden, müssen wir uns als Mitwirkende der Clubkultur fragen:

Wie kann Clubkultur zu einem echten safer space für ALLE werden?

Das Motto der GSO 2022 lautet:

Reset the Preset

Es soll als Fragestellung an alle verstanden werden: Was können wir besser machen? Fragen können bewegen und wir können uns bewegen, nicht nur zu treibenden Sounds. Lasst uns diese unbequemen Themen angehen, es ist eine wirklich wichtige Chance für uns und die gesamte Gesellschaft. Gefüttert von der unbändigen Energie von Musik und Tanzen, können wir das auch meistern.

Lasst uns wieder auf die Straße gehen und gemeinsam an uns arbeiten!