Alljährlich tanzt sich eine farbenfrohe Menge begleitet von lauter Musik quer durch Leipzig. Zur Global Space Odyssey (GSO) bringen jung(geblieben)e Menschen die sie bewegenden Themen auf die Straße, kritisieren die Vernachlässigung der Clubkultur durch die offizielle Politik und demonstrieren ein auf Freiheit und Vielseitigkeit beruhendes Lebensgefühl. Waren es in den vergangenen Jahren eher Verbote und behördlicher Regelungswahn, der dieses Lebensgefühl bedrohte, wühlten uns in den letzten Wochen und Monaten vor allem die Ressentiments und Vorurteile vieler LeipzigerInnen gegenüber Menschen anderer Herkunft auf. Darum möchten wir mit der GSO 2014 am 12. Juli ein lautes und buntes Zeichen der Solidarität mit in Leipzig Zuflucht Suchenden und MigrantInnen setzen.
Wenn wir tanzen gehen, wollen wir friedlich gemeinsam feiern – mit allen, die unser Lebensgefühl teilen. Nur was ist das für eine Stadt, wo selbsternannte WutbürgerInnen in öffentlichen Diskussionsrunden unwidersprochen sagen dürfen, dass der Schulweg ihrer Kinder unsicher wird, wenn dieser an einer Unterkunft für Menschen in Not vorbeiführt? Wo leben wir, wo selbst Leipziger Bundestagsabgeordnete die Meinung vertreten, ein Gotteshaus einer der für die europäische Geschichte einflussreichsten Religionsgemeinschaften passe nicht in den Stadtteil Gohlis? Was geht in einem Kopf vor, der eine andere Person nicht nach ihrem Charakter sondern nach der ethnischen Herkunft beurteilt?
Gerade für Kulturschaffende ist das Zusammenleben und die gegenseitige Reflektion künstlerischen Schaffens mit Menschen aus anderen Hintergründen essentiell. Ohne die wechselseitige Reibung und Inspiration gäbe es zum Beispiel keine musikalische Weiterentwicklung! Ohne karibische oder afrikanische Einflüsse bestünde der prägende Sound im Club aus einer Mischung zwischen Schlager und erzgebirgischer Volksmusik! Ohne den Beitrag Zugewanderter wäre Leipzigs Kulturszene von provinzieller Armut – Schützenfest statt Afterhour. Deshalb kann es uns nicht egal sein, wenn Menschen in Not statt mit offenen Armen mit einem fremdenfeindlichen Fackelmarsch in Leipzig begrüßt werden.
Die GSO 2014 soll daher ein weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus sichtbares Zeichen setzen, dass zu unseren Partys Menschen gleich welcher Herkunft willkommen sind. Wir möchten alle einladen, die unser weltoffenes Lebensgefühl teilen, am 12. Juli tanzend durch die Straßen und Clubs zu ziehen. Es geht um nicht mehr oder weniger als um die Verteidigung der Würde aller Menschen, egal woher sie kommen, wie sie aussehen oder wie sie leben möchten! Lasst uns gemeinsam auf Basswellen surfen statt auf weltfremden Vorurteilen rumzureiten! Bringt auf Plakaten und Bannern eure Solidarität mit Geflüchteten und MigrantInnen zum Ausdruck, bastelt Schilder für eine lebendige, bunte und kulturell vielfältige Clubkultur in Leipzig! Lasst die Fußball-Fanartikel aus dem Supermarkt zu Hause und zeigt, dass wir keinen Einheitsbrei sondern Vielfalt in unserer Stadt möchten! Seid nicht nur dabei – sondern macht laut- und bildstark mit! Refugees Welcome!