EfGiL: freie Initiative, die mit internationalen Kochabenden, Deutschunterricht und Hilfe bei Behördengängen Geflüchteten die Ankunft in Leipzig erleichtert.
Was bedeutet Vielfalt für euch?
Köpfe lüften, lupfen, dies probieren und Neues schlucken /
Einatmen. Ausatmen. Gedankentausch.
Räume öffnen, Zugang schaffen, Kindergeschrei und Kuchen backen /
Einatmen. Ausatmen. Inputrausch.
Platz lassen für wiemanlebt und wiemanliebt / offen sein und um sich gucken /
Einatmen. Ausatmen. Konflikte gibt’s halt auch.
Überfordert sein/ sich fordern lassen/ sich reinzustürzen und anzupacken/
Einatmen. Isolation kippen! Ausatmen.
Warum ist Vielfältigkeit wichtig für die kulturpolitische Szene?
Ich denke, wir haben alle vergleichbare Vorstellungen, warum Vielfalt für die kulturpolitische Szene wichtig ist – und dass sie es ist. Wenn ich mich recht erinnere, ist ja Variation in der Geschichte der Evolution Schlüssel zur Fortentwicklung. Was aber, wenn man die Frage umstellte? „Warum ist die kulturpolitische Szene wichtig für die Vielfalt?“ Mit dieser Fragestellung rückt eine große thematische Baustelle der linksorientierten kulturpolitisch aktiven Menschen in den Vordergrund: Wie können wir Vielfalt unterstützen, erlebbar machen und propagieren? Das ist ziemlich genau der Ansatzpunkt von EfGiL (Engagiert für Geflüchtete in Leipzig): Wir veranstalten Kochabende für Geflüchtete, bieten offene Räume nur für Frauen und Kinder an, laden zu gemeinsamen Jam-Sessions ein. Viele schöne Projekte schlagen in eine ähnliche Kerbe. Hinzu kommt die fortlaufende Trans- und Gender-Sensibilisierung. Hierbei sollte nicht übersehen werden, dass auch rechtspopulistische Initiativen kulturpolitisch aktiv sind. Allein deshalb, und auch vor dem Hintergrund der europäischen Flüchtlingspolitik, sich stetig verschärfender Asylgesetze und Intoleranz gegenüber Alternativen zur Klischee-Familie, muss Vielfalt auch eingefordert und schlicht gelebt werden. Es bedarf öffentlicher Proteste, Mobilisierungen, Kampagnen etc. Hierin investieren schon viele Initiativen Energie und Arbeit. Aber wir brauchen noch mehr davon.
Wenn die kulturpolitische Szene ein Koffer wäre, was würde er beinhalten?
Einen Spiegel, der da zur Selbstreflexion dient.
Konfetti, um Ordnung zu dekonstruieren.
Rechnungsbücher, welche die Erhaltung von Projekten sichern sollen.
Einen bunten, überlaufenden Zettelkasten, zur Inspiration.
Ein paar Bindfäden, damit es mit dem Netzwerken klappt.
Und ein Schlüssel. Um den Koffer zwischendurch einfach mal abzuschließen und wegzufahren.