Der Clubraum ist ein leerer/freier Raum, der durch unsere Vorstellungen und Visionen und Taten mit Leben gefüllt wird. Einfach mal loslassen, vielleicht auch kontrolliert für ein paar Stunden über die Stränge schlagen, sich einfach vom Wummern der Bassboxen treiben lassen. Alltag aus, Feiermodus an. Lachen, tanzen, Bekannte treffen und neue Leute kennenlernen. Sorgen zu Hause lassen, das die ganze Woche allgegenwärtige Korsett der gesellschaftlichen Konventionen bewusst ablegen, von den Beats treiben lassen..
So oder ungefähr dürften die meisten Menschen empfinden, die in den Clubs zu House, Techno oder Breakbeats das Wochenende feiern. Als Herausforderung empfinden wir allenfalls die Fragen, in welchem Club heute die beste Party steigen wird und ob wir noch genug Taler dabei haben, um nach Löhnung des Eintritts noch paar Drinks an der Bar bezahlen zu können.
Nicht ganz in unser Bild der Clubkultur passen dann die in den letzten Monaten immer wieder zu lesenden Berichte über sogenannte „Antänzer“, sexistische Übergriffe oder ein angebliches Clubverbot von Menschen, deren Herkunft in Nordafrika vermutet wird. War es nicht unsere Überzeugung, dass im Club zusammen feiert, wer die gleichen Rhythmen mag – Hautfarbe, Herkunft, sexuelle Identität egal? Klar existierte diese Utopie in ihrer Reinform wohl höchstens kurzzeitig real – spätestens an der Bar grüßt die hässliche Fratze des Kapitalismus und auch beim Einlass bangten wir immer ein wenig, dass unsere nicht biodeutsch aussehenden Freund*innen auch wirklich reingelassen würden. Wenn das heiße Thema unserer Zeit das der Integration von neuen Mitmenschen ist, stellt sich schnell die Frage, was das eigentlich für unsere Clubkultur bedeutet.
Im Jahr 2014 tanzten wir zur GSO unter dem Banner von „Refugees Welcome!“ durch Leipzig – ein Motto, welches sich auch in den darauffolgenden Jahren in verschiedener Form widerspiegelte. Gerade weil die Clubmusik von den Einflüssen aus aller Welt ihre Anziehungskraft generiert, fallen im Club die Barrieren schneller, die sonst durch Sprache und Alltag bestehen. Dass Leipzig in den vergangenen Jahren bunter geworden ist, lässt sich nicht bestreiten. Auch die Clubkultur hat an Vielfalt gewonnen – in Form neuer Clubs, mehr musikalischer Heterogenität, neuer Veranstalter-Crews und neuer Gäste.
Damit Neue und Neues bereichern kann, ist es aber auch wichtig sich zu vergewissern, welche Errungenschaften uns wichtig zu erhalten sind und wo die Clubkultur vom “frischen Wind” profitieren kann. Da wir im GSO-Team die Antworten selbst nicht kennen, stellen wir im allgemeinen die Fragen:
1) Welche Freiheiten sind für Dich beim Feiern unabdingbar?
2) Wie weit gehen die Freiheiten im Club für Dich?
3) Was sollte im Club von allen respektiert werden? (alternativ: Was darf im Club keinesfalls passieren?)
Diese Fragen haben wir verschiedenen Initiativen geschickt, deren Antworten wir auf unserem alljährlichen Faltblatt zur Demonstration zeigen werden.