Momentan nehmen in Leipzig die Verkäufe bewohnter Häuser zu. Umwandlung in Eigentumswohnungen, hochwertige Sanierung oder Veränderung der Grundrisse – in den meisten Fällen geschieht dies zum Nachteil der BestandsmieterInnen. Manchmal kommt dabei die Frage auf: „Könnten wir das Haus dann nicht selbst übernehmen?“ So groß die Hürden auch scheinen, wenn es erstmal zwei oder drei Aktive gibt, ist auch für ganz normale Hausgemeinschaften vieles machbar. Doch dafür ist einiges zu tun. Ein Leitfaden…
1. MITEINANDER REDEN
Der erste Schritt – ein gemeinsames Treffen, bei dem alle über ihre Situation, Informationen und Vorstellungen berichten. Ziel ist abgestimmtes, gemeinsames Handeln.
2. BERATUNG SUCHEN
– Mietrechtsberatung beim Mieterverein oder Anwältin
– Mietsprechstunden als selbstorganisierte Beratungstreffen gibt es
in allen Teilen der Stadt
– offene Beratung zu Ha usprojekten, zu Rechtsformen und Strategien bietet der Haus-
und WagenRat e.V. immer am ersten Montag im Monat
– Städtische Anlaufstelle für „kooperatives und bezahlbares Wohnen“ ist das „Netzwerk
Leipziger Freiheit“, im Leipziger Osten berät eilo-leipzig.de
3. RECHTSICHERHEIT HERSTELLEN
Je sicherer die Mietverträge, desto besser die Verhandlungsbasis. Also erst Mietverträge mit Anwältin prüfen, dann Mietstreit oder ggf. Kaufangebot.
Zur Finanzierung eines möglichen Rechtsstreits gibt es diverse Möglichkeiten: Mieterverein, Rechtsschutzversicherung, Beratungs-/Prozesskostenhilfe, Solidarische Finanzierung als Mietergemeinschaft. Am besten: eine Anwältin fürs ganze Haus.
4. EIGENTUMSSITUATION KLÄREN
Was ist über die EigentümerInnen bekannt? Deren Interessen zu verstehen, erleichtert, Strategien zu entwickeln.
5. SICH ORGANISIEREN – ZIELE UND RESSOURCEN KLÄREN
Je geschlossener eine Hausgemeinschaft auftritt, umso mehr kann sie erreichen. Um Enttäuschungen vorzubeugen ist es wichtig, im Austausch mit allen zu sein über Ziele und Ressourcen, gerade auch mit denen im Haus, die sich nicht aktiv beteiligen.
6. AUF GEHT’S
Wenn die rechtlichen Verhältnisse und Ziele geklärt sind, kann das Gespräch mit der Eigentümerin gesucht werden, inkl. Protokoll und ggf. externer Begleitung. „Wir wollen alle wohnen bleiben, darum möchten wir Ihnen folgendes vorschlagen…“. Dabei gibt es ganz verschiedene Stufen der Selbstorganisation, vom normalen Mietshaus, wo die Hausgemeinschaft mit der Vermieterin eine Zusatzvereinbarung abschließt, über das Erbbaurecht bis hin zum Kauf als Verein, Genossenschaft oder im Mietshäuser Syndikat.
Beratung kann helfen, ein Modell zu finden, mit dem alle bezahlbar wohnen bleiben können.
MEHR INFOS: Broschüre Wir bleiben alle und Leitfaden für Hausprojekte unter Haus und Wagenrat Leipzig