Leipzig hat sich mit seiner vielfältigen und bunten Szene den Titel als Musik- und Kreativstadt redlich verdient. In den letzten Jahren wurde Leipzig zur Wahlheimat für viele Kreativschaffende: DJs, Produzenten, Singer-Songwriter und Künstler prägen die kulturelle Identität der Stadt.
Unter ihnen kämpfen momentan besonders die ca. 200 Nachwuchsbands sowie aufstrebende und bereits etablierte Produzenten/Projekte um weitere Entfaltungsmöglichkeiten und vor allem um geeignete Proberäume und Studios. In den letzten Jahren gab es dahingehend viel Bewegung. Zahlreiche Bands mussten ihre Proberäume aufgrund überhöhter Preisvorstellungen seitens privater Vermieter oder der Umnutzung der angemieteten Gebäude verlassen.
Mit der Gründung des Bandhauses in der Saarländer Straße durch den Bandcommunity e.V. konnte im Juli 2010 ein erster Schritt in die richtige Richtung getan werden. Das Bandhaus stellt neben bezahlbaren Proberäumen auch Räumlichkeiten für Tonstudios, Büros und Veranstaltungen zur Verfügung. Zudem finden regelmäßig Konzerte im Leipziger Westen statt. Aufgrund der hohen Nachfrage ist das Bandhaus jedoch bereits ausgelastet.
Weitere akzeptable Proberäume sind leider rar gesät. Zwar gibt es die Möglichkeit, sich stundenweise in die Räume einiger soziokultureller Zentren einzumieten, die auch von Seiten der Stadt institutionell gefördert werden. Damit wird jedoch keineswegs der hohe Bedarf an Übungsräumen gedeckt. Durch den Wegfall großer Proberaumobjekte (AGRA, Täubchenweg, Hupfeld-Center in Böhlitz-Ehrenberg) hat sich 2011 die Situation noch einmal deutlich verschärft.
Die Suche nach Alternativen gestaltet sich vor allem aufgrund der speziellen Anforderungen an die Proberäume/Studios für Musikgruppen nicht so einfach. Es gilt Räume zu finden, die längerfristig (und nicht nur übergangsweise) genutzt werden können, über funktionierende Heizung und Sanitäranlagen verfügen, dem Lärmschutz Rechnung tragen und nach Möglichkeit nicht nur am äußersten Stadtrand liegen. Zudem bieten größere, zusammenhängende Komplexe die Möglichkeit, den Austausch zwischen den verschiedenen Musikern zu stärken und somit neue, kreative Impulse für deren Arbeit zu erlauben.
Das Problem mangelnder Proberäume wurde in den vergangenen Jahren mit der Stadtverwaltung erörtet, außerdem gab es eine Initiative im Stadtrat. Jenseits der Unterstützung des Bandhauses des Bandcommunity e.V. folgten daraus bis heute jedoch keine weiteren Schritte. Im Januar 2012 hatte deshalb die Stadtratsfraktion DIE LINKE einen Antrag formuliert, in dem die Stadtverwaltung beauftragt wurde, leerstehende Immobilien hinsichtlich ihrer Eignung für Proberäume zu prüfen und den Instandsetzungsaufwand zu ermitteln. Das Ergebnis soll laut Antrag mit Akteuren der Bandszene sondiert und geeignete Räume ausgewählt werden. In der Stellungnahme des Kulturdezernats zum Antrag wird detailliert aufgelistet, wie viele Proberäume in institutionell geförderten Häusern zu finden sind. Dass diese Anzahl längst nicht dem Bedarf gerecht wird, sollte der Stadtverwaltung, vor allem dem Kulturdezernat, eigentlich bekannt sein. Weitere Standorte zu recherchieren, so kann man dem Verwaltungsstandpunkt entnehmen, sei aus Kapazitätsgründen nicht leistbar. Nur wenn im Rathaus nicht einmal eine Recherche vorgenommen werden kann, stellt sich die Frage, wie überhaupt weitere Schritte erfolgen sollen. Die Stadtverwaltung scheint nicht zu realisieren, wie akut die Situation für die Bands ist und lehnt es ab, eine Verantwortung zu übernehmen.
Gerade für Bands ist eine Unterstützung bei der Suche alternativer Übungsräume allerdings essentiell notwendig, da eine Band ohne Raum einfach nicht proben kann. Laut Einschätzung der von der LeISA GmbH für 2010 durchgeführten Bandstudie* ist die Förderung von Nachwuchsmusikern im Bereich populärer Musik in Leipzig unterentwickelt. Gerade in einer Kommune, die sich gern als Musikstadt bezeichnet, sollte es auch für Musiker dieser Sparten Möglichkeiten kreativer Entfaltung geben. Nicht zuletzt besteht längerfristig die Gefahr, dass talentierte und auch renommierte Künstler, die Leipzig mittlerweile auch weltweit vertreten (sei es mit handgemachter oder elektronischer Musik) aufgrund der angespannten Arbeitsbedingungen die Stadt verlassen und das kreative Potential schmälern. Wir wünschen uns daher weitere konstruktive Gespräche, die an der künstlerischen Praxis der Musiker orientiert sind und in denen aktiv nach umsetzbaren Lösungen gesucht wird. Die Verantwortung, Proberäume zu schaffen sollte dabei nicht nur privaten Initiativen überlassen werden. Das Bandhaus zeigt, dass es Wege gibt, über eine strukturelle Förderung erfolgreiche Nutzungskonzpete zu entwickeln, die sich irgendwann selbst tragen.