Auswirkungen des Coronavirus auf die Leipziger Club- und Live-Musikszene und Forderungskatalog

Die Auswirkungen der aktuellen Krise sind bisher nicht abzuschätzen. Leipziger Clubs- und Musikspielstätten stehen momentan vor einer nie zuvor dagewesenen Situation. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, haben die meisten freiwillig ihre Veranstaltungen abgesagt. Damit übernehmen sie, wie viele andere auch, Verantwortung für die gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die uns momentan bevorsteht. 

Bei den Clubs, Veranstalter*innen und innerhalb der gesamten Szene besteht größte Unsicherheit. Die einzige Gewissheit besteht in der akuten wirtschaftlichen Bedrohung: Die Zahlungsfähigkeit der Clubs hängt massiv von der Durchführung von Veranstaltungen ab, da Rücklagen in der Regel kaum oder nicht vorhanden sind. 

Durch die jetzigen temporären Schließungen sind die meisten Clubs und Live-Musik-Spielstätten ganz real von der Insolvenz bedroht. Erste Priorität für alle Betroffenen ist nun, laufende Ausgaben soweit wie möglich zu senken und mit den vorhandenen Mittel so lange wie möglich zu überleben. Für nicht Wenige heißt das, dass in den nächsten Wochen offene Rechnungen nicht mehr beglichen werden können. Spätestens zum Sommerloch wäre der komplette Bankrott erreicht. Angesichts der existenzbedrohenden Krise für die Clubs und Live-Musik-Spielstätten dieser Stadt stellt sich die Frage, was nach mehrmonatiger Zwangspause noch von der vielfältigen Szene übrig bleiben wird.

Die mittelfristigen Folgen des Verschwindens etlicher Clubs und Musikspielstätten lassen kaum umkehrbare Auswirkungen befürchten: Der sinnstiftende und gesellschaftlich verbindende Wert von Clubs und Musikspielstätten – wenn sie einmal verschwunden sein würden – ist kaum zu ersetzen. Für eine Stadt wie Leipzig, die sich durch die vielfältige Szene definiert und u.a. durch steigende Besucher*innenzahlen aus aller Welt und Imagesteigerungen von dieser profitiert, wäre der Verlust nicht tragbar.

Natürlich wären die Clubs und Live-Musik-Spielstätten nichts ohne ihre Künstler*innen und Mitarbeiter*innen. So würde mit dem Verschwinden der Clubs auch der Musikveranstaltungssektor und der musikalischen Nachwuchs Leipzigs nachhaltig Schaden nehmen. 

Wir sprechen uns daher für schnelle und effektive Maßnahmen aus, welche das Rennen in den Abgrund verlangsamen und verhindern können. Konkret muss die Zahlungsfähigkeit der Clubs während der Krise sichergestellt werden. Wir setzen dabei auf die Unterstützung durch unsere Besucher*innnen und Sympathisant*innen und auf die Solidarität zwischen den Betreiber*innen und Branchenverbänden. Konkrete Hilfsmittel werden schnellstmöglich vorbereitet (“Soli-Ticket”). 

So wie wir einen – im Moment noch freiwilligen – Beitrag zur Eindämmung des Corona-Virus leisten, erwarten wir, dass den Clubs- und Live-Musikspielstätten dieser Stadt ebenso solidarisch und schnell geholfen wird. Wir bauen auf eine konstruktive und schnelle Koordination mit der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen. Konkrete staatliche Unterstützungen werden ein unerlässliches Element sein, die Auswirkungen der Corona-Krise zu verringern und die Leipziger Club- und Live-Musik-Spielstätten zu erhalten.

Forderungskatalog 

An die Stadt Leipzig

Das Wichtigste im Moment ist schnelle und unbürokratische Hilfe, um Liquiditätsengpässe und daraus folgenden Insolvenzen zu vermeiden. Dabei ist es entscheidend, dass die Unterstützung innerhalb der nächsten zwei Wochen anläuft, da sonst die ersten Insolvenzen drohen.

Weiterhin sind einheitliche und rechtsverbindliche Regelungen zur Zulässigkeit für alle Veranstaltungen nötig. Die bisherige Umsetzung der Einschränkung von Veranstaltungen führt zu mehr Verunsicherung als Klarheit und benachteiligt verantwortungsbewusste Clubs und Spielstätten.

Es ist zeitnah die Einrichtung eines Krisenstabs für bedrohte Leipziger Kulturbetriebe und Künstler*innen und die Benennung kompetenter Ansprechpartner*innen in der Verwaltung nötig, um die vor uns liegenden Aufgaben schnell und zielführend zu lösen. Hier könnte auch Unterstützung organisatorischer Art wie Beratungen, welche weitere Hilfen aus anderen Quellen möglich sind, angesiedelt werden. 

Wir benötigen in Leipzig die Einrichtung eines Rettungsschirms für Leipziger Clubs- und Musik-Spielstätten, Künstler und Soloselbständige im Veranstaltungssektor. Dieser könnte sich aus den Einnahmen der Leipziger Gästetaxe speisen.

Weiterhin sind folgende Punkte wichtig:

  • die Prüfung von Vergünstigungen, Stundungen oder sonstigen Kostenersparnissen für Clubs und Musik-Spielstätten, die über die stadteigenen Betriebe veranlasst werden können.
  • Umwidmung bereits existierender Fördertöpfe, die aufgrund nicht stattfindenden Veranstaltungen nicht abgerufen werden und den Aufbau eines Fonds zur Unterstützung sächsischer Clubs, Musikspielstätten, Künstler und sonstige Kulturschaffender.
  • Einzug fälliger Steuern oder Beiträge bis auf Weiteres auszusetzen und wenn möglich, geleistete Vorauszahlungen insbesondere der Gewerbesteuer zu erstatten. So kann Liquidität für die Musikspielstätten geschaffen werden.
  • Entschädigungszahlungen für entgangene Einnahmen, um den Clubs die Möglichkeit zu geben, laufende Verbindlichkeiten zu bedienen, die sonst aus dem regulären Geschäftsbetrieb hätten beglichen werden. Kredite oder Bürgschaften sind an dieser Stelle weniger hilfreich, da sie die schwierige wirtschaftliche Lage nicht verbessern.
  • Unterstützung der Clubs bei Verhandlungen mit Vermietern, um eine zeitliche begrenzte Stundung oder Erlass der Mietzahlungen zu erwirken.

An das Land Sachsen

Allein die Kommunen können den Kraftakt nicht allein stemmen. Wir regen daher ein koordiniertes Vorgehen auf allen Ebenen an.

Wir fordern das Land Sachsen auf, einen Fonds zur Unterstützung sächsischer Clubs, Musikspielstätten, Künstler*innen und sonstige Kulturschaffender auszubauen, aus dem schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet werden kann.

Weiterhin sind Ausfallbürgschaften und Mikrokredite denkbar. Wir verweisen hier ausdrücklich auf die Forderungen des Kreativen Sachsen, die unter anderem hier zu finden sind

Bundesregierung, Arbeitsagenturen, Krankenkassen

Von der Bundesregierung fordern wir, Länder und Kommunen bei der Rettung der Kultur zu unterstützen.

Die Clubs werden gezwungen sein, einen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken, um Kosten zu senken. Wir benötigen auch hier kompetente Ansprechpartner, die uns bei der unbürokratische Beantragung von Kurzarbeitergeld beraten und unterstützen.

Die Schließungen der Clubs trifft besonders auch viele Minijobber, die genauso auf die regelmäßigen Einnahmen angewiesen sind. Wir fordern daher die vorübergehende Ausweitung der Kurzarbeiterregelung auf geringfügig Beschäftigte.

Weiterhin ist eine vorübergehende Aufnahme von Selbständigen in die Arbeitslosenversicherung denkbar, um soziale Härtefälle zu vermeiden.

Von den Krankenkassen erwarten wir die Möglichkeit, aktuell offene Krankenkassenbeiträge stunden zu können.

Wir regen auf Bundesebene eine zeitlich begrenzte Lockerung der Insolvenzordnung für Kapitalgesellschaften aus besonders betroffenen Wirtschaftszweigen an. Aktuell wären viele sehr schnell gezwungen, Insolvenz anzumelden. Mit dieser Maßnahme würde Zeit geschaffen werden, bis Hilfsprogramme greifen.

Dieser Artikel stammt von IG Livekombinat Leipzig.
Link zum Artikel
https://livekommbinat.de

Werde ein Teil der GSO! Wagencrews & UnterstützerInnen gesucht

2020 wird die Global Space Odyssey erneut durch Leipzigs Straßen ziehen.
Lautstark wollen wir wieder Seite an Seite tanzen und demonstrieren. Lasst uns den Raum, der sonst alltäglich von Verkehr, Stress, Sorge und Hektik eingenommen wird, einmal anders definieren: als Raum zum Feiern und um Werte zu vermitteln.
Wie?
Ihr könnt uns in der Umsetzung der Global Space Odyssey unterstützen.

 

Unterstützt die Demo

Meldet euch hier an um uns bei den vielen kleinen und großen Aufgaben am Demotag zu unterstützen.

 

Anmeldung eines Wagens

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Das „Dorf der Jugend“

ist ein Projekt im sächsischen Grimma, welches das Ziel verfolgt, eine für Jugendliche freiwillig nutzbare, offene, sowie attraktive Struktur von Angeboten jugendkultureller Beteiligung und Jugendarbeit im ländlichen Raum zu entwickeln. Ebenso beschreibt der Begriff das gesamte Projektvorhaben und den pädagogisch, gesellschaftspolitischen und sozialpolitischen Ansatz, welcher sich dahinter verbirgt.
Mit dem Dorf der Jugend versuchen wir, eine sich selbst tragende und selbstständig von und mit Jugendlichen gelebte Jugendkultur in Grimma zu etablieren. Daraus entsteht weiterhin eine Plattform für künstlerische, handwerkliche, politische und zivilgesellschaftliche Aktivitäten.
Mit den Grundpfeilern der Gleichberechtigung, einer Vorstellung von diskriminierungsfreien Räumen und einer DIY- Mentalität entwickeln wir eine Idee von einem gesellschaftlichen Zusammenleben und Miteinander im ländlichen Raum.
Wenn wir an die bevorstehende Wahl denken, dann machen wir uns Sorgen. In den aktuellen Wahlprognosen wird die AfD (Alternative für Deutschland) zweitstärkste Kraft im Landtag. Was das für alternative Jugendprojekte wie unserem bedeutet, lässt sich aktuell schon erahnen. So werden uns schon jetzt oftmals Steine in den Weg gelegt, mit der Begründung, dass das Projekt zu links oder nicht politisch neutral genug wäre.
Das „Dorf der Jugend“ ist aktuell noch abhängig von einer staatlichen Förderung.
Im April dieses Jahres stellte die AfD bereits kleine Anfragen um die Förderung befreundeter alternativer Projekte wie dem Treibhaus e.V. in Döbeln und dem Jugendhaus Roßwein e.V. offenzulegen. Sie zeigen damit, dass ihnen diese Projekte ein Dorn im Auge sind. Dass solchen Projekten zunehmend der Geldhahn zugedreht wird und versucht wird, ihre Arbeit zu delegitimieren, hat schwere Folgen.
Wir denken, dass Freiräume und selbstorganisierte Jugendprojekte gerade in ländlichen Regionen Sachsens von elementarer Bedeutung sind. Egal, was bei der Wahl rauskommt, wir werden uns weiterhin für eine emanzipatorische Gesellschaft einsetzen und weitermachen!
Dorf der Jugend Grimma

Mythenwahnsinn stoppen!

Als sich 2012 das Netzwerk „Leipzig – Stadt für alle“ gegründet hat, war unser Ziel, dass städtisches Eigentum nicht weiter privatisiert wird und die Stadtverwaltung der Mietenentwicklung durch eine aktive Wohnungs- und Bodenpolitik entgegengewirkt.

Während das Wohnen immer teurer wurde, wiederholte die Verwaltung, dass die Mieter*innen sich an steigende Mieten gewöhnen müssten. Gentrifizierung wäre in einer wachsenden Stadt ganz normal. Die Freude über private Investor*innen war wichtiger als die Chance auf eine soziale Bodenpolitik.

Heute beklagt sich die Stadt, dass große Bauflächen an private Unternehmen wie die Leipziger Stadtbau AG, GRK oder die CG-Gruppe verkauft wurden. Diese machen jetzt das gleiche wie überall: entwickeln, weiterverkaufen und dickes Geld verdienen.

Dass Leipzig ein Wohnungsproblem hat, ist mittlerweile in der Presse wie in der Breite der Stadtgesellschaft angekommen. Uns allen wird aber der Mythos vorgesetzt, der Neubau von Wohnungen sei das Allheilmittel, um den Wohnungsmarkt zu entlasten.

Seit über sieben Jahren versucht „Leipzig – Stadt für alle“ mit solchen Mythen aufzuräumen.

Es stimmt einfach nicht, dass nur gebaut werden muss, um die Nachfrage zu entlasten.

Neubau solle durch Umzüge Wohnungen im preiswerten Segment frei machen. Die frei werden Wohnungen werden aber teurer vermietet. Und auch gut verdienende Mieter*innen wollen günstig wohnen und konkurrieren um die wenigen preiswerten Wohnungen. Teurer Neubau löst nicht das Problem, sondern führt sogar dazu, dass per Mietspiegel auch in der Umgebung die Miete steigt.

Politik und Verwaltung können sehr wohl Einfluss auf private Investitionsprojekte nehmen.

Bebauungspläne können in den neuen Quartieren preiswerte Wohnungen festlegen. Soziale Erhaltungssatzungen können die bestehenden Mieten schützen. Unter anderem mit Aufstellungsbeschlüssen bietet das Baurecht weitere Möglichkeiten, genau auf die Situation in Leipzig zu reagieren.

Trotz der verpassten Chancen, Gebiete selbst zu erwerben, kann die Stadt regulierend einwirken.

Wenn das Geld für utopische Wohnungspolitik fehlt, ist das ein Grund mehr, das Problem in den Griff zu bekommen, denn wenn die Miete steigt, steigen auch die öffentlichen Zuschüsse für Haushalte mit wenig Geld.

Wie es anders geht?

In Leipzig gründen sich Genossenschaften und zeigen, wie ohne Renditeerwartung saniert und neu gebaut wird. Im Bund liegen Konzepte für eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit und die Stärkung öffentlichen Wohneigentums längst auf dem Tisch. Es geht nicht um vorgestanzte Beteiligungsverfahren, sondern um eine selbstbestimmte Bewegung für eine Stadt für alle. Die Mieter*innen selbst sind es, die Alternativen entwickeln. Es geht darum, sich Orte wieder anzueignen, die das Leben in der wachsenden Stadt lebenswert machen. Mieten und Wohnen sind zentrale Aspekte der politischen Aushandlung um eine Stadt für alle.

„Leipzig – Stadt für alle“

Licht für alle statt Leuchttürme für Wenige

– das ist ein Aufruf, den auch wir als sozial-integratives Kinder- und Jugendtheaterprojekt, namens Theatrium, in Leipzig-Grünau laut unterstützen möchten. Grünau ist immer noch als sozial schwieriges Umfeld zu bezeichnen mit einem hohen Bedarf an Angeboten im Bereich Freizeitgestaltung und Kultureller Bildung. Nach glücklicherweise gewonnenem Kampf gegen Mittelkürzungen im Leipziger Haushalt der Kinder- und Jugendförderung Ende 2018 ist das Theatrium für weitere zwei Jahre zwar gesichert, was danach kommt ist angesichts der bevorstehenden Wahlen jedoch ungewiss bis besorgniserregend. Eine denkbare Union rechtskonservativer mit eindeutig rechtsextremen Parteien könnte erneute Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendförderung oder der Freien Kultur bedeuten – schließlich sind wir alle, die sich der Freien Szene zugehörig fühlen und somit auch das Theatrium zumindest der Leipziger AfD offenbar grundsätzlich verdächtig, sich nicht zum Grundgesetz zu bekennen (siehe LVZ-Artikel vom 02.05.2019). Und auch die CDU fordert in ihrem aktuellen Wahlprogramm „sogenannten Kulturzentren, die vornehmlich politisch extreme Aktivitäten unterstützen und fördern, wie es in der Vergangenheit durch das Conne Island geschah“ die Unterstützung zu entziehen (siehe Wahlprogramm der CDU zur Kommunalwahl 2019). Angesichts dieser Tendenzen der Aberkennung von Leistungen, welche die freie Kulturszene und die freie Trägerschaft der Jugendhilfe für Leipzig und darüber hinaus tagtäglich erbringen, bekannte sich das Theatrium als eine der erstunterzeichnenden Institutionen zur „Sächsischen Erklärung der Vielen“, in der es u.a. heißt: „Für uns ist die Freiheit der Kunst und der Wissenschaft ein wesentlicher Bestandteil einer offenen, demokratischen und vielfältigen Gesellschaft, der wir uns auf dem Boden des Grundgesetzes und der Errungenschaften der Friedlichen Revolution verpflichtet fühlen. Unser Selbstverständnis ist es, für eine Gesellschaft einzutreten, in der sich alle Menschen unabhängig von sozialer oder kultureller Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, geistigen oder körperlichen Fähigkeiten, Alter oder sexueller Orientierung mit Respekt und Toleranz begegnen.“ Dem ist wenig hinzuzufügen, außer: Jede Gelegenheit, laut, bunt und kreativ gegen derzeitige politische Tendenzen zu protestieren, ist zu nutzen! Auf zur GSO 2019 – für ein weiterhin freies, offenes, vielfältiges Leipzig!
großstadtKINDER e.V. / Theatrium