Am morgigen Freitag lädt die Global Space Odyssey zu einer Soli-Party ein (Veranstalltung bei Facebook). Die Veranstaltung soll helfen, die im Vorfeld der GSO 2017 zu bezahlenden Ausgaben zu finanzieren und Defizite der Wagen-Crews von der diesjährigen GSO auszugleichen. Mit eurer Teilnahme könnt ihr dazu beitragen, dass es am 1. Juli 2017 eine GSO in gewohnter Form geben wird.
Ort der Party ist die Distillery, deren Einlasspolitik kürzlich in einem Beitrag des MDR (Link) thematisiert wurde. Dabei fielen Aussagen, die unser Team zunächst für schwer verdaulich hielt. Ein Tweet von Juliane Nagel (DIE LINKE) stieß dann eine Diskussion an, in deren Ergebnis ein Treffen mit Steffen Kache stand, dem Besitzer der Distillery. Gemeinsam wollten wir die im MDR-Beitrag wiedergegebenen Aussagen in den richtigen Kontext stellen.
„Größere Gruppen Nordafrikaner dürfen nicht in die #Distillery“ (09.12.2016; Anführungszeichen im Original)
Hintergrund ist die mediale Aufmerksamkeit um so genannte „Antänzer“, also Personen, die gezielt die menschliche Nähe suchen, um sich in einem Augenblick der Unachtsamkeit Wertgegenstände anzueignen. Eigentlich ein alter Hut, aber die Häufung von Vorfällen im Umfeld oder direkt in den Clubs scheint in diesem Jahr stark zugenommen zu haben. In mehreren Fällen wurden Geflüchtete der Tat beschuldigt. Auch darüber hinaus gab es in mehreren Clubs Probleme mit Leuten, deren Verhalten die Party für andere Gäste teilweise unerträglich machte. Ein Statement des Conne Island, welches die nach wie vor praktizierte Solidarität mit Geflüchteten ebenso wie Problemfälle benannte, wurde von beinahe allen Medien Deutschlands aufgegriffen (Link).
Den im MDR-Beitrag suggerierten pauschalen Ausschluss Geflüchteter nordafrikanischer Herkunft von Veranstaltungen in der Distillery bezeichnete Steffen Kache im Gespräch mit der GSO als „völligen Quatsch“, das ausgestrahlte Zitat aus dem Zusammenhang gerissen. Wichtig sei vielmehr, eine Atmosphäre des friedlichen und toleranten Miteinander-Feierns im Club zu erhalten. Diese ganz besondere Form der Clubkultur ist aber nur möglich, wenn es einerseits eine Balance zwischen Stammgästen und Neuen gibt, die mit den Gepflogenheiten im Club (noch) nicht vertraut sind und andererseits diese besondere Atmosphäre im Club beschützt wird. Darauf zu achten, ist eine wichtige Aufgabe am Einlass. Dabei kann es passieren, dass größeren Gruppen, die augenscheinlich erstmalig in den Club wollen, der Einlass verwehrt wird – es spielt dabei aber keine Rolle, welcher Herkunft diese Gruppen sind – andernfalls droht die Stimmung im Club zu kippen.
Aus diesem Grund wird speziell Personen, von denen vermutet wird, dass sie Ärger machen, der Eintritt verwehrt. Leider musste die Distillery die Erfahrung machen, dass bei manchen Gruppen ausländischer Gäste es immer wieder zu Problemen kam, und das waren sehr oft junge Männer aus Nordafrika, weshalb diese Personengruppe unter besonderer Beobachtung steht. Das heißt nicht, dass prinzipiell keine Nordafrikaner in den Club gelassen werden, größeren Gruppen unbekannter Männer wird in der Regel der Einlass jedoch verwehrt, egal woher sie stammen und egal ob deutsch oder nicht.
Dass damit Einzelnen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit auch Unrecht getan wird, bedauern alle. Andererseits muss am Einlass schnell entschieden werden, wobei zum ersten Eindruck nicht nur das äußere Erscheinungsbild zählt sondern auch die Form der Reaktion auf eine eventuelle Zurückweisung. Die Trennlinie findet nicht zwischen Ausländern und Deutschen statt sondern zwischen Personen, die Party feiern wollen, Musik lieben und genießen, die Atmosphäre, wie sie in der Distillery und anderen Clubs herrscht, leben und respektieren und denen, die das eben nicht tun oder sogar stören wollen. Und neben Nazis, alkoholisierten Personen oder dem einfachen Dorfproll finden sich leider auch einige Geflüchtete, die nicht wissen, was sich gehört und was nicht. Und besonders um all der anderen Geflüchteten Willen muss dieses Thema auch angesprochen und auf die Problematik reagiert werden.
Leipzig hat in den letzten Jahren viel Zuzug erlebt – aus dem Umland wie auch aus entfernten Ländern. Wie diese Leute in das Clubleben integriert werden können, dass sich das Feiern im Club einerseits für sie öffnet, auch durch sie weiterentwickelt wird, andererseits aber nicht so kippt, dass andere verschreckt nicht wiederkommen, wird in den nächsten Jahren eine große Aufgabe und Herausforderung darstellen. Dabei hilft es niemandem, Probleme aus Rücksicht auf eine attestierte andere Sozialisierung (sic!) unter den Teppich zu kehren oder im anderen Extrem aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds voreilig ein nicht kompatibles Verhalten zu unterstellen. Genau diese Diskussion möchten wir in der Vorbereitung der GSO 2017 führen und thematisieren, um den in den letzten Jahren gesponnenen Faden (2013: „Refugees Welcome!“, 2014 „Bleiberecht auf Stadt“, 2015: „Bunt, kritisch, laut“) konsequent weiterzuführen.
Am 23.12.2016 laden wir erst einmal zur Soli-Party ein und hoffen, dass wir gemeinsam die nächste GSO miteinander antanzen können.