Die Mieten in Leipzig sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und
steigen weiter. Ein Trend, der auch angesichts des inzwischen
langsameren Bevölkerungswachstums nichts von seiner Dynamik verloren
hat. Selbst in den Randlagen sind Mietsteigerungen keine Seltenheit mehr
und die Zahl der durchgesetzten Räumungen ist deutlich gestiegen.
Während Wohnungen im unteren Preissegment Mangelware werden, kommen auf
dem Markt nur Wohnungen im Hochpreissegment dazu. Die reale
Lohnentwicklung kann dabei nicht mithalten. Die dahinter stehende Logik
ist immer noch, dass eine angemessene Wohnung nur diejenigen haben
sollen, die dafür „angemessen“ bezahlen können. Abgehängt werden alle
Menschen, die in prekären Lebensverhältnissen leben oder sich aufgrund
eigener Entscheidung nicht in das System einpassen.
Das Versagen der Politik
Das Problem war in Leipzig bereits seit Anfang der 2010er Jahre
absehbar. Ausreichend wahrgenommen wurde es nicht. In der Freude über
die „Boomtown Leipzig“ gehen all diejenigen unter, die sich das neue
Leben nicht leisten können oder wollen. Während eine mögliche
Fillialschließung des profitorientierten Karstadtkonzerns, aufgrund
einer im Vergleich moderat scheinenden Mietpreiserhöhung von 68%, einen
wahren Proteststurm auslöst, bleiben diejenigen, die Mieterhöhungen von
mehreren 100% ausgesetzt sind, weiterhin auf sich allein gestellt. Das
Einzelschicksal eines Hauses ist weniger prestigeträchtig als das eines
Konzerns – neoliberale Logik.
Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass dem Wachstum Grenzen
gesetzt werden müssen und Grenzen gesetzt sind.
Statt für alle, alles für wenige
Zunehmend bilden sich sogenannte gated communities heraus und die Stadt
als soziales Gebilde fällt auseinander – die Trennung zwischen den
sozialen Schichten setzt sich fort und spaltet die Gesellschaft weiter
auf. Gezielt werden dabei von der Politik Narrative gesetzt, die die
Abwertung der Schwächeren befeuern und das Profitstreben der Wenigen
bedienen. Als Folge dieser Entwicklung ergibt sich ein wachsender Bedarf
nach mehr Sicherheit, um die Reichen von den Armen zu trennen. Nicht
zufällig werden daher die Rufe nach mehr Überwachung und
Polizeikontrollzonen immer lauter. Überwacht werden dabei vor allem
diejenigen, die vorher bereits aus der Gesellschaft ausgeschlossen und
verdrängt wurden.
Eine solidarische Gesellschaft ist möglich
Für eine solidarische Gesellschaft werden wir uns nicht auf
irgendjemanden verlassen können, sondern müssen selbst handeln. Jeden
Tag ist es an uns, Solidarität zu leben und diejenigen zu unterstützen,
die akut von Verdrängung und Mietenwahnsinn betroffen sind. Eine Stadt
für alle Menschen, egal wie sich jeder entscheidet, wird nur dann
möglich, wenn wir alle solidarisch handeln.
Mit diesem Aufruf möchten wir die vielen von Mieterhöhung und
Verdrängung betroffenen Menschen sichtbarer machen und rufen euch auf,
mit uns zusammen auf der Global Space Odyssey am 14. Juli ein deutliches
Zeichen gegen Verdrängung und für Solidarität zu setzen, genau im Sinne
des Aufrufs der Global Space Odyssey: Diversität, Solidarität,
Verantwortung. Lasst uns zusammen einen Mieter*innenblock bilden!