Die Global Space Odyssey versteht sich schon seit ihrer Gründung als ein Projekt der
größeren Gleichberechtigung, der Erhaltung und Ausweitung freiheitlicher Grundrechte
und des Zusammenspiels von Club-/Kultur mit diesen uns alle betreffenden
Angelegenheiten. Leider haben sich seit der ersten GSO besonders vor dem Hintergrund
massiver Privatisierungen und oftmals kurzsichtiger Politik zahlreiche Probleme verschärft
bzw. neu aufgetan. So bedrückt und verärgert uns der Ausverkauf lange etablierter
Institutionen der Leipziger Clubszene, wie des Westwerks, des E35 oder des 4Rooms
genauso, wie die schnelle Abwicklung neuerer, bereits überregional bekannter Clubs wie
es das So&So war, das jeglicher quantitativ und qualitativ guten Situation zum Trotz der
Willkür der CG-Gruppe weichen musste.
Ganz davon abgesehen, dass die Mühe und Arbeit für den Aufbau unabhängiger Clubs
immer größer wird und die Beteiligten durch eine überraschende Schließung ihrer
Investitionen beraubt werden (denn die Investitionen waren dem Fortbetrieb des Clubs,
der Bandproberäume, der Sozialprojekte gewidmet), wird Leipzig dadurch Stück für Stück
dessen beraubt, was es für viele erst zu einem attraktiven Wohn- und Lebensort gemacht
hat: Dessen freie Kulturszene. Es scheint hier um einen rücksichtslos geführten Prozess
der Stadtverwertung zu gehen. Genauer gesagt, geht es um eine Verwertung der
Stadtfläche, nämlich für den höchsten Profit bzw. die höchsten Renditen. Die
Stadtverwaltung selbst beteiligt sich zwar am Wett(rück)kauf der Stadtflächen, hat aber
entweder nicht genügend finanzielle Mittel um auf diesem Wege spürbar etwas verändern
zu können oder will es scheinbar auch nicht ernsthaft.
Es zeigt sich leider nach wie vor eine Grundtendenz derzeitigen politischen
(Nicht-)Handelns in diesem Wettlauf der Privatisierungen und des schrittweisen Verkaufs
ehemals allgemeingesellschaftlicher Bereiche und Institutionen. Natürlich soll und kann
der Staat nicht alles regeln, aber wenn es der „freie Markt“ – am „besten“ auf freiwilliger
Basis – tun soll, dann sehen wir ja was dabei herauskommt: Großflächige Loftwohnungen
in einer Stadt mit zunehmender Wohnungsknappheit; rücksichtslose Kündigungen gegen
Bewohnerinnen und Clubbetreiberinnen; jahrelanger Leerstand von Brachflächen durch
Spekulation auf deren Wertsteigerung.
Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Es geht dabei letztendlich immer wieder um
die übermäßige Privatisierung von Bereichen bei denen es nicht um finanziellen Profit
gehen sollte. Die Politik zieht sich immer mehr aus ihrer gesamtgesellschaftlichen
Verantwortung und alles wird zunehmend dem Dogma des Marktes unterworfen. So wie
es z.B. der Fall ist bei der Deutschen Bahn mit der Ausdehnung auf den europäischen
Busverkehr, bei immer stärker drittmittelabhängigen Hochschulen und bei börsennotierten
Pflegeheimen. Die Leidtragenden sind dann immer diejenigen, die von diesen Bereichen
letztendlich abhängig sind.
Diese Entwicklung lässt sich nur gemeinsam und nur politisch verändern. Nun können wir
dem tatenlos zusehen und wie ein Rädchen im Getriebe, ausgewechselt, geölt und
verschlissen werden oder etwas dagegen unternehmen: Friedlich aber laut, nicht mehr nur
für den Erhalt von immer weiter reduzierten, ökonomisierten Freiheiten kämpfen, sondern
die viel zu lange nicht behandelten Themen in den Vordergrund rücken und Veränderung
einfordern! Übertönen wir eine Scheindebatte über „zu hohe Flüchtlingszahlen“, die nur
das Ziel hat eine Eskalation zum Schaden aller voranzutreiben. Zu hoch wofür überhaupt?
Und dann in Sachsen? Soll das ein Witz sein? Ersetzen wir diese Scheindebatte durch
lautstarke Empörung über tatsächliche Probleme: Zu hohe Mieten, zu niedrige Förderung
von Sozial-, Pflege-/Gesundheits-, (Jugend-)Kultur- und Bildungsbereichen, die jahrelangesächsische „Leuchtturmpolitik“ statt einer politischen Wende für eine lebenswerte und
nachhaltige Zukunft für alle… Wir brauchen keine Leuchttürme. Wir brauchen Licht für alle!
Wenn am 1. September diesen Jahres eine neue sächsische Landesregierung gewählt
wird, dann besteht die Gefahr all die dringend anzugehenden Probleme in einem Sumpf
aus national-regionalstolzer Eitelkeit zu versenken – und damit zur Eskalation beizutragen.
Oder aber es besteht die Chance eine dringend notwendige Veränderung herbeizuführen!
Eine Politik die nicht nur Management und Elitenförderung betreibt, sondern tatsächlich
gestaltet, Benachteiligte fördert und nicht der Vermarktung überlässt, die Freiräume nicht
nur für Maximalverdienende, sondern für alle ermöglicht.
Lasst uns dafür gemeinsam demonstrieren – und Leipzigs Straßen wieder einen Tag lang
in eine offene Tanzfläche verwandeln!