Änderung bei der Aftershow

Leider hat uns vor wenigen Tagen die Nachricht ereilt, dass aus technischen Gründen keine GSO-Aftershow im VILLAkeller stattfinden kann. Für den von exLEpäng kuratierten TechHouse-Floor haben wir inzwischen eine Ersatz-Location gefunden. Welche das ist, geben wir spätestens am 12.07.2014 bekannt. Für den ebenfalls ursprünglich in der VILLA geplanten GothicPogo-Floor konnten wir leider keinen geeigneten Ersatz finden. Die Crew gestaltet aber auch einen Wagen zur Demo, auf dem dafür doppelt so sehr gerockt wird. Als Ersatz gibt es zur Aftershow aber noch einen weiteren Floor, musikalisch gestaltet von der „Crew Ohne Namen“, bei dem vornehmlich HipHop gespielt werden wird. Auch diese im Leipziger Süden gelegene Location werden wir erst kurzfristig bekannt geben. Alle Infos haben wir auch auf unserer Website im Menüpunkt Aftershow aktualisiert.

Ansichtssache: Du bist überflüssig!? Was die kapitalistische “Religion” mit den Ertrunkenen vor Lampedusa zu tun hat

Die Erde ist ein kapitalistischer Planet, der zusehends einer Osterinsel gleicht. Seine BewohnerInnen halten sich mehrheitlich für die Krone der „Schöpfung“ und „ihre“ kapitalistische Gesellschaft für die beste aller möglichen Welten. Von allen Seiten heißt es: „Der Mensch“ ist ein kapitalistisches Tier bzw. eben eine entsprechende Halbgöttin.

Entgegen jeder Vernunft hat sich die „Menschheit“, welche bisher nur dem Namen nach existiert, tatkräftig zu einer gewaltigen Kapitalismus-Sekte verschworen: Ein Kult ohne Führer, doch mit eindeutig suizidalen Zügen. „Sie wissen das nicht, aber sie tun es.“

Wer am allseits beschworenen Dogma des kapitalistischen Koste-es-was-es-wolle-Wirtschaftswachstum-um-jeden-Preis seine kritischen Zweifel anmeldet, wird leichtfertig zur utopischen Ketzerin erklärt und im besten Fall müde belächelt; in freieren Teilen des Weltmarktes warten auf die Skeptiker die verführerisch glitzernden Vergnügungsparks der Kulturindustrie, in den Elendsregionen und Unstaaten der Tod durch Arbeit(slager) bzw. Arbeitslosigkeit.

Allseits ist der Kapitalkult unermüdlich damit beschäftigt „Vollbeschäftigung“ schaffen zu wollen bzw. zu fordern: „Arbeit für alle!“ heißt das Mantra von „links“ bis „rechts“, welches in allen Klangfarben des politischen Spektrums ertönt, so als ob es den meisten tatsächlich ums Arbeiten „an sich“ und nicht vor allem „ums Geld“ ginge.

„Arbeit“, „Ware“, „Wert“ und „Geld“ sind dabei für die mehrheitlich geistig frühvergreisten Jünger einer Welt der – um Marktanteile konkurrierenden – Nationalstaaten und „Wirtschaftsstandorte“ völlig selbstverständliche „Dinge“, also quasi „natürlich“. Genauso selbstverständlich denkt man in den Kategorien von „Volkswirtschaften“: Wer aber „Volk“ sein und damit immer das „Nicht-Volk“ ausschließen will, hat sich von der Idee einer freien und solidarischen Menschheit schon lange verabschiedet: „Volk“ reimt sich auf völkisch, wie kapitalistische Konkurrenz auf Krisen-Kannibalismus.

Ja, der Kapitalismus ist – Achtung: funky Vergleich! – eine primitive Religion, deren Glaubenssätze um das große Nichts kreisen: den „Wert“ und seine Schöpfung. (An dieser Stelle wäre es u.a. ratsam die Suchmaschine etwa nach dem Marx’schen Begriff der „abstrakten Arbeit“ zu befragen…)

Die kapitalistische Religion und ihre Denkmuster jedenfalls sind mittlerweile so verinnerlicht, dass es kaum noch gesonderte Vorbeter braucht: das „ARBEIT UNSER!“ spult sich tagtäglich quasi automatisch ab, die Tausch- und Ausbeutungs-Mechanismen der Weltmärkte laufen wie geschmiert und an allen Ecken und Hirnrinden wuchern zu allem Überfluss die entsprechend menschenverachtenden Ideologien – „notwendig falsches Bewußtsein“ (Theodor W. Adorno). Der tägliche Massenmord ist währenddessen Routine und nicht mal mehr ein Achselzucken wert: Schuldzusammenhang in YOLOstan?!

Der abstumpfende Wirtschaftskampf um den Platz an Sonne wird dementsprechend auf allen Ebenen ausgefochten und selbst das hinterletzte Dorf ist von der konkurrenz-kapitalistischen Standortlogik durchtränkt. Die massenhafte Selbstversklavung der Menschen bedarf überdies kaum noch der Peitschenhiebe.

Im volkswirtschaftlichen Vollrausch stählt man bereitwillig seinen kaufkräftigen Ellenbogen in den Fitnessstudios der geistigen Verelendung. Und die volksverzauberten Zauberlehrlinge tanzen munter um den Marterpfahl ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit und beschwören arbeitseifrig die magischen Formeln einer Weltwirtschaft, über die sie längst die Kontrolle verloren haben. (Wer in diesem Kontext nun beim Wort „Fetischismus“ nur an Lack und Leder denken muss, sollte bei Bedarf einen Blick in das Hauptwerk des bärtigsten aller Kapitalismuskritiker werfen.)

Da nun aber das Phantasma vom krisenfreien Kapitalismus, wie das jüngste Blasenplatzen vor Augen führt, ein höhnischer Widerspruch in sich und mit einem radikalen Bewusstseinswandel zeitnah schwerlich zu rechnen ist, werden sich wohl leider auch in Zukunft verheerende Krisen gewaltsam entladen. Vor diesem Hintergrund lassen sich Menschen, die nichts mehr fürchten als die „Vernichtung (!) von Arbeitsplätzen“, in ihrer luxusproblematischen Sorglosigkeit fast schon beneiden …

Im Zweifels- und Krisenfall aber kuschelt sich die erkaltete Masse – die „lonely crowd“ (Adorno) – in Deutschland besonders gern in den blutdurchtränkten Mantel des „Volkes“. Man weiß sich einig im heroischen Kampf gegen „die Heuschrecken“, „die Blutsauger“ und „die da oben.“ Vor allem wettert man gegen „die Spekulanten“, während der „kleine Mann“ selbstgefällig aber zähnefletschenderweise im Wett(!)bewerb schon auf die nächste Schnäppchenjagd spekuliert (!).

Und besonders spektakulär im schlechtesten Sinne wird es, wenn sich die Mehrheit als „die da unten“ sieht, denn dann ist für „Andere“, „Fremde“ und „Ausländer“ erst recht kein Platz mehr am heimeligen Volkslagerfeuer: Wenn die (klein)bürgerliche Abstiegsangst regiert, wird aus der ach so pazifistisch nach oben gereckten Peace-Zeichen-Faust heutzutage schnell der geschickt um sich geschwungene Ellenbogen im rastlosen Rudern um die besten Plätze, – »Das Boot ist voll, was kümmern mich die Wasserleichen vor Lampedusa!? Wir sind das deutsche Volk, ahoi!«, krakeelt es dann aus dem von geistigen Gartenzwergen bewachten nationalen Maschinenraum, der sich mit den Kommandobrücken allzu einig weiß.

Das giftige Gemisch aus polit-ökonomischem Fetischismus, blinder Volkswut, Resignation(-alismus) und kapitalistischem Standortdenken ist vom globalen Massensterben(lassen) dabei nicht zu trennen, sondern vielmehr dessen Grundlage. Nach wie vor wüten Chauvinismus, Antisemitismus und (Nützlichkeits-)Rassismus quer durch alle Gesellschaftsschichten. Menschenhassende Ideologien sind die logische Kehrseite einer massenhaft unverstandenen – und daher sich weiter verselbständigenden – Wirtschaftsweise, welche statt Elend, Armut, Mangel, Krankheit und Verzweiflung zu überwinden, Tag für Tag Millionen von Menschen überflüssig macht und für die nur die Kaufkraft – nicht etwa die Grundbedürftigkeit – als „systemrelevant“ gilt.

Ein erster Schritt hin zu Freiheit und Mündigkeit wäre bei alldem nun endlich mit dem selbstgerechten Beten aufzuhören und mit dem Denken anzufangen. Für emanzipatorische Kritik ist nichts selbstverständlich und auch Karl Marx kein unfehlbarer Prophet.

Letztgenannter aber schrieb einst, dass man die „versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen (muss), dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!“; und dass es darum ginge, „den Deutschen keinen Augenblick der Selbsttäuschung und der Resignation zu gönnen“. So weit, so bedenkenswert!

Thorsten

GSO Warm Up 2014

Es sind nur noch wenige Tage bis zur GSO 2014. Wie ihr (hoffentlich) mitbekommen habt, gibt es dieses Jahr ein paar Neuerungen – zuvorderst eine stärkere inhaltliche Fokussierung eines Themas, welches uns in letzter Zeit sehr bewegt hat. Darum heißt es in diesem Jahr zur GSO laut und bunt „Refugees Welcome!“. Damit dies auch der letzte Gartenzwerg am Straßenrand mitbekommt, werden wir am Donnerstag Schilder und Transparente gestalten. Hierzu seid ihr herzlich eingeladen. Einfach rumkommen, mitmachen, gemeinsam das milde Wetter genießen. Natürlich ist der Abend auch eine gute Gelegenheit, das Team hinter der GSO kennenzulernen und auch noch kurzfristig eine Aufgabe zu übernehmen. Zu tun ist genug, und wer selbst noch Bastelmaterial mitbringt, bekommt ein Getränk ausgegeben!

Beginn: ab 18 Uhr (bis ca. 22 Uhr)
Ort: Biergarten Waldfrieden (Küchenholzallee 1B, 04249 Leipzig)

Helft mit! Crowdfunded eine Video-Dokumentation der GSO 2014!

Zwar ist die GSO ein langer Tag, aber dann vergeht er doch schneller, als man gefrühstückt und im Sonnenlicht des nächsten Tages wieder gute Nacht gesagt hat. Ihr kennt das Gefühl? Dann helft uns bitte mit, der GSO 2014 ein filmisches Denkmal zu setzen. Wir haben eine kleine Crew gefunden, die sich bereiterklärt hat, die Veranstaltung komplett mit mehreren Kameras zu begleiten, und anschließend einen kleinen Film zu basteln. Auch wenn vieles ehrenamtlich gestemmt werden wird, so bleiben doch ein paar Kosten, die in cash gezahlt werden müssen – bspw. die Miete eines Schnittplatzes, um aus vielen Stunden Filmmaterial rund zehn lebendige Minuten zu machen. Da Aus- und Einnahmen der GSO 2014 im Plan etwa gleichgroß sind, benötigen wir zur Realisierung des Films Eure Unterstützung.

Damit Ihr was von Eurer Spende habt, winken neben symbolischer ewiger Dankbarkeit mehrere Möglichkeiten, Euch selbst in der Dokumentation ein Denkmal zu setzen. Nutzt das – sonst glauben die Enkelkids Euch nie, dass Ihr damals dabei gewesen seid!

Ihr wollt das Projekt unterstützten? Dann hier entlang: http://www.visionbakery.com/gso-2014

Kein Musikantenstadl! Leipzigs unabhängige Kulturszene sagt „Refugees Welcome!“

Alljährlich tanzt sich eine farbenfrohe Menge begleitet von lauter Musik quer durch Leipzig. Zur Global Space Odyssey (GSO) bringen jung(geblieben)e Menschen die sie bewegenden Themen auf die Straße, kritisieren die Vernachlässigung der Clubkultur durch die offizielle Politik und demonstrieren ein auf Freiheit und Vielseitigkeit beruhendes Lebensgefühl. Waren es in den vergangenen Jahren eher Verbote und behördlicher Regelungswahn, der dieses Lebensgefühl bedrohte, wühlten uns in den letzten Wochen und Monaten vor allem die Ressentiments und Vorurteile vieler LeipzigerInnen gegenüber Menschen anderer Herkunft auf. Darum möchten wir mit der GSO 2014 am 12. Juli ein lautes und buntes Zeichen der Solidarität mit in Leipzig Zuflucht Suchenden und MigrantInnen setzen.

Wenn wir tanzen gehen, wollen wir friedlich gemeinsam feiern – mit allen, die unser Lebensgefühl teilen. Nur was ist das für eine Stadt, wo selbsternannte WutbürgerInnen in öffentlichen Diskussionsrunden unwidersprochen sagen dürfen, dass der Schulweg ihrer Kinder unsicher wird, wenn dieser an einer Unterkunft für Menschen in Not vorbeiführt? Wo leben wir, wo selbst Leipziger Bundestagsabgeordnete die Meinung vertreten, ein Gotteshaus einer der für die europäische Geschichte einflussreichsten Religionsgemeinschaften passe nicht in den Stadtteil Gohlis? Was geht in einem Kopf vor, der eine andere Person nicht nach ihrem Charakter sondern nach der ethnischen Herkunft beurteilt?

Gerade für Kulturschaffende ist das Zusammenleben und die gegenseitige Reflektion künstlerischen Schaffens mit Menschen aus anderen Hintergründen essentiell. Ohne die wechselseitige Reibung und Inspiration gäbe es zum Beispiel keine musikalische Weiterentwicklung! Ohne karibische oder afrikanische Einflüsse bestünde der prägende Sound im Club aus einer Mischung zwischen Schlager und erzgebirgischer Volksmusik! Ohne den Beitrag Zugewanderter wäre Leipzigs Kulturszene von provinzieller Armut – Schützenfest statt Afterhour. Deshalb kann es uns nicht egal sein, wenn Menschen in Not statt mit offenen Armen mit einem fremdenfeindlichen Fackelmarsch in Leipzig begrüßt werden.

Die GSO 2014 soll daher ein weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus sichtbares Zeichen setzen, dass zu unseren Partys Menschen gleich welcher Herkunft willkommen sind. Wir möchten alle einladen, die unser weltoffenes Lebensgefühl teilen, am 12. Juli tanzend durch die Straßen und Clubs zu ziehen. Es geht um nicht mehr oder weniger als um die Verteidigung der Würde aller Menschen, egal woher sie kommen, wie sie aussehen oder wie sie leben möchten! Lasst uns gemeinsam auf Basswellen surfen statt auf weltfremden Vorurteilen rumzureiten! Bringt auf Plakaten und Bannern eure Solidarität mit Geflüchteten und MigrantInnen zum Ausdruck, bastelt Schilder für eine lebendige, bunte und kulturell vielfältige Clubkultur in Leipzig! Lasst die Fußball-Fanartikel aus dem Supermarkt zu Hause und zeigt, dass wir keinen Einheitsbrei sondern Vielfalt in unserer Stadt möchten! Seid nicht nur dabei – sondern macht laut- und bildstark mit! Refugees Welcome!