Jetzt seid ihr dran – Gesicht zeigen für die GSO 2014!

Im Vorfeld der diesjährigen GSO möchten wir auf einem YouTube-Kanal schon vor der Demonstration zeigen, wofür die GSO im Allgemeinen und diesjährige Veranstaltung im Besonderen steht. Dazu benötigen wir Eure Hilfe!

Und so könnt ihr mitmachen:
1) Nehmt Euer Smartphone oder einen Fotoapparat mit Aufnahme-Funktion zur Hand.
2) Macht ein kurzes Video-Selfie, in dem Ihr Euch kurz vorstellt und sagt, was die GSO bzw. das diesjährige Thema für Euch bedeutet.
3) Ladet das Video auf Dropbox, WeTransfer, GoogleDrive o. ä. hoch und schickt den Download-Link an globalspaceodyssey2014[at]gmail[punkt]com

Ab Mitte Juni veröffentlichen wir dann schrittweise die Video-Selfies auf YouTube und verlinken das mit unserer Website und den Facebook-Profilen. Wir würden uns freuen, wenn so eine bunte Sammlung entsteht und viele Leute ihr Gesicht für die GSO 2014 zeigen!

Mach mit – Ordner gesucht!

Wir suchen für die diesjährige Global Space Odyssey am 12. Juli 2014 noch kompetente Ordner, die uns bei der Umsetzung der Auflagen während der Demonstration unterstützen.

Was erwartet dich?
Wie in jedem Jahr wird der Demonstrationszug quer durch die Stadt führen und auf dem Weg zum Ziel müssen wir die Einhaltung der Auflagen gewährleisten. Wir suchen daher Leute mit selbstsicherem Auftreten, klaren Kopf (keine Drogen inkl.. Alkohol während der Demo), Deeskalationsorientierung und einem hohen Maß an Aufmerksamkeit.

Die zentrale Aufgabe der Ordner während der Demo ist das höfliche Hinweisen der Demonstrationsteilnehmer auf die Auflagen. Dazu gehören u.a. Alkoholverbot, Verbot von Maskierung, sicherheitsbedenkliche Aspekte (Anzahl Mitfahrer LKW) etc. Bei einer Nicht-Umsetzung der Auflagen folgt nach den höflichen Hinweisen auch ein konsequenter Ausschluss aus dem Demonstrationszug in Absprache mit uns. Es geht stets darum, die Sicherheit aller Demonstrationsteilnehmer zu gewährleisten, weshalb die Auflagen unbedingt eingehalten werden müssen. Ihr werdet hierbei von uns unterstützt. Entsprechende Hilfsmittel zur Umsetzung werden von uns gestellt (Ordnerwesten, ggf. Funktechnik etc.)

Zu den weiteren Aufgaben gehören unter anderem:
– Gefahrensituation erkennen
– Deeskalation zwischen Teilnehmern und Behörden
(wir hatten hier noch nie Probleme, möchten es aber als möglichen Fall mit erwähnen)
– Unterstützung bei Rettungstransporten (z.B. Wege frei machen)
Damit ist nicht die Erstversorgung im Unglücksfall gemeint!
– Freihalten des Gleisbetts (TRAM)

Die Demo wird am 12. Juli um 12 Uhr in der Makranstädter Straße starten. Hier wird dann eine entsprechende Einweisung erfolgen (Auflagenbescheid wird verlesen, die Ordner und das Sicherheitspersonal eingewiesen).
Im Vorfeld wollen wir uns mit Euch treffen und gemeinsam die Fragen beantworten, die Ihr habt sowie unsere Vorstellungen vom Einsatz und Ablauf der Demo genau definieren.

Was tun wir für Euch?
Da unsere finanziellen Mittel begrenzt sind und sich die gesamte GSO selbst finanziert, werden wir aufgrund des hohen Kostendrucks keine Stundenlöhne zahlen koennen. Wir versuchen wie in jedem Jahr eine kleine Aufwandsentschädigung an die Helfer auf der Demo auszuschütten. Zudem wird es während der Demo kostenfreie alkoholfreie Getränke geben sowie freien Eintritt zur Aftershow.
Interesse geweckt? Macht mit!
Schreibt uns an helfen-gso[at]web[punkt]de (Betreff: Ordner)

Wir sind über Eure Hilfe sehr dankbar!

Opferrollen

Am 24. Mai, einen Tag vor den Europa- und Kommunalwahlen, haben in Leipzig weit über 1000 Menschen gegen Rassismus und für eine Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten demonstriert. Das ist gut, schön und richtig und darüber hinaus ein wichtiges Zeichen. Schließlich konnte man in den Kommentarspalten unter dem Artikel zu besagter Demo auf LVZ online und in den sozialen Netzwerken nachlesen, wie notwendig ein Engagement gegen Rassismus gebraucht wird.
Doch es soll weniger um diejenigen gehen, deren hasserfüllte Postings sofort gelöscht werden. Sondern um jene, die vermeintlich unschuldig fragen, was denn daran so schlimm sein soll, wenn man eben lieber unter sich bliebe. Warum man denn gleich ein Nazi sei, wenn man lieber weniger Ausländer in diesem Land sehen würde. Das sind vermutlich keine ideologisch gefestigten Nazis oder NPD-Anhänger, die so etwas fragen, sondern ganz normale Bürger, die sich selbst als bürgerlich, liberal oder gar links bezeichnen würden.
Auf die Gefahr hin, sehr langweilig zu sein: Dieser Wunsch macht einen vielleicht nicht gleich zum Nazi, rassistisch ist er allemal. Denn er definiert Menschen allein über ihre Herkunft und wertet sie ab, indem er unterstellt, dass die schiere Anwesenheit von Menschen aus anderen Teilen der Welt pauschal eine Verschlechterung der eigenen Lebensumstände darstellt. Wenn dieser Rassismus also Rassismus genannt wird, ist das keine Verleumdung, wie oft in die Foren geheult wird, sondern eine schlichte Feststellung von Tatsachen.
Überhaupt ist es erstaunlich, wie oft sich viele Bürger in der gesamten Debatte um die Unterbringung von Asylbewerbenden und auch den Moschee-Neubau in Gohlis als die eigentlichen Opfer sehen – und wie enthemmt sie bereit sind, in vermeintlicher Notwehr loszuschlagen – oder schweigend zuzusehen, wie andere es tun. Die Bürgerversammlungen, auf denen das Unterbringungskonzept für Asylbewerbende bzw. der Moschee-Neubau vorgestellt wurden, zeigten dies deutlich.
Es gibt Menschen in dieser Stadt, die ernsthaft glauben, ihre Lebensqualität und Sicherheit würde darunter leiden, dass Rechts- und Sozialstaat in Gefahr geraten, wenn in ihrer Nachbarschaft Muslime beten oder Geflüchtete ein temporäres zu Hause finden. Deshalb wollen sie anderen Menschen, die vor Krieg, Hunger, Folter und Tod fliehen mussten, noch nicht einmal kurzzeitig in ihrer kleinen Idylle Zuflucht gewähren. Und sie sehen es als eine vertretbare Reaktion auf die vermeintliche „Islamisierung“ ihres Stadtteiles an, auf dem Baugrundstück einer Moschee gepfählte Schweineköpfe aufzustellen.
In der Diskussion war häufig zu hören und zu lesen, dass manche LeipzigerInnen ihre demokratischen Rechte beschnitten sehen, wenn irgendwo eine Moschee oder eine Flüchtlingsunterkunft entsteht, ohne dass sie vorher um ihre Meinung gebeten wurden.
Doch es gibt kein Recht darauf, sich seine Nachbarn aussuchen zu dürfen oder vom Leid dieser Welt unbehelligt zu bleiben. Was es aber gibt, ist ein Recht auf Asyl und auf die freie Religionsausübung. Viele Geflüchtete sind genau deshalb hier, weil sie sich in ihrer Heimat für genau die Bürgerrechte stark gemacht haben, die die WutbürgerInnen von Leipzig zu verteidigen glauben. Und das einzige, was ihnen abverlangt wird, ist, Menschen anderer Herkunft und Konfession mit der zivilisierten Indifferenz der Großstadt zu begegnen. Das ist wirklich kein Opfer.
Immer wieder wird – meist von Seiten konservativer PolitikerInnen – gefordert, man müsse die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst nehmen. Das sollte man in der Tat, sind sie doch der Nährboden, auf denen Hass und Gewalt gut gedeihen. Aber vielleicht sollte man auch die BürgerInnen selbst ernst nehmen – und ihnen erklären, dass ihre Angst überflüssig ist, da sie auf rassistischen Stereotypen und nicht auf der Realität fußt.
Wer behauptet, Asylbewerbende würden nur wegen der Sozialleistungen herkommen, unterstellt ihnen Lüge und Betrug. Wer im Umfeld einer solchen Unterkunft ein steigendes Kriminalitätsaufkommen erwartet, nimmt an, dass Asylbewerbende krimineller sind als andere gesellschaftlichen Gruppen. Und wenn Eltern gegen eine Unterkunft für Geflüchtete gegenüber einer Grundschule mobil machen, steckt darin die Annahme, dass von Geflüchteten eine Gefahr für ihre Kinder ausgeht. Tatsächlich gibt es keinerlei Beleg dafür, dass Geflüchtete bessere, schlechtere, ehrlichere oder kriminellere Menschen sind als alle anderen auch. Selbiges gilt für Muslime.
Solche rassistischen Ressentiments sind tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Sie haben oft eine lange unselige Tradition und haben sich fest in die Vorstellungen und in die Sprache der deutschen Mehrheitsgesellschaft eingenistet. Es wird großer und nachhaltiger Bemühungen bedürfen, diesen Rassismus wieder loszuwerden. Deshalb muss man versuchen, mit jenen, die einer rationalen Argumentation zugänglich sind, das Gespräch zu suchen, und ihnen zeigen, dass ihre Vorurteile eben genau solche sind. Den Unbelehrbaren kann man indes nur sehr deutlich machen, dass Rassismus vollkommen inakzeptabel ist.
Sicher: Nicht jede Kritik an einer Unterkunft für Geflüchtete oder einer Moschee ist rassistisch motiviert, nicht jeder Kritiker ein Rassist. Anders herum ist aber jeder Geflüchtete und jeder Moslem von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und von ihren Folgen betroffen. Und es sind oft dieselben Menschen, die einerseits für Verständnis für die rassistischen Sorgen der weißen Mehrheitsbevölkerung werben, die andererseits die zahllosen Übergriffe, Drohungen und Beleidigungen, die genau aus diesem Rassismus resultieren, als Einzelfälle kleinreden und den tatsächlichen Opfern ein ums andere Mal sagen, sie sollten sich bitte nicht so anstellen.
Dabei sollte man vor allem mal deren Ängste und Sorgen ernst nehmen, denn die sind leider in der Realität begründet: Allein 85 rassistisch motivierte Übergriffe gab es laut dem Jahresbericht der Opferberatung des RAA im vergangenen Jahr in Sachsen, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Und da sind die alltäglichen Beleidigungen und Pauschalverurteilungen noch gar nicht mitgerechnet. Deshalb ist es gut und richtig, gegen Rassismus auf die Straße zu gehen, und denen, die davon betroffen sind, zu zeigen, dass man sie mit dem Problem nicht alleine lässt. Aber das reicht nicht.
Für eine echte Willkommenskultur muss man sich wohl oder übel mit den eigenen Ressentiments befassen – und mit denen seiner Nachbarn. Immer und immer wieder. Man muss Rassismus Rassismus nennen, wo immer man ihn findet. Vor allem aber muss man den LeipzigerInnen klar machen, wer hier die Opfer sind – und wer nicht.
TVM

Global Music – Zur Essentialität von Migration im Kontext musikalischer Genese

Vielerorts herrscht die irrtümliche Meinung, Musik-Genese brauche keine externen Einflüsse, Musikstile werden aus dem Hier und Jetzt gehoben, oder gar Musik sei gekoppelt an nationale Grenzen. Wo und Wann ist Hier und Jetzt? Wo fängt die Grenze an, wo hört sie auf? Ist die hiesige Volksmusik wirklich die Musik des „deutschen Volkes“? Ist der Gartenzwerg unter der Musik, der Schlager, tatsächlich eine „deutsche“ Musik?
Nationalstaatliches Denken fördert eine solche Meinung. Die falsche Analogie eine Nation – eine Sprache – eine Musik ist als Irreführung abzulehnen.
Musik bedient sich immer vorhandener, bereits dagewesener Elemente, seien es Instrumente, Tonleitern oder Patterns im Arrangement. Nur die Anordnung, Aufeinander-Reihung und Komposition dieser Elemente schafft Neues. Musik ist als Kontinuum zu verstehen, so auch in ihrer Entstehung.
Es waren schließlich Lieder der amerikanischen Natives und böhmische Tänze, die Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ inspirierten und eine eigenständige amerikanische Orchestral-Musik reifen ließen; es waren afrikanische Sklaven aus der Region von Batá in Guinea, die Cumbia nach Lateinamerika brachten; es war mitunter der Einfluss jamaikanischer ImmigrantInnen, die den Hip-Hop im New York der 80er Jahre prägten; es war der Detroit-Techno mit seinen afroamerikanischen Wurzeln, der in Europa verwertet wurde und u. a. Berlin zur Musikmetropole werden ließ.
In der Magisterarbeit eines Berliners wird die Bedeutung dieses Themas hervorgehoben „[…] vielen Clubgängern ist es wahrscheinlich egal, woher und von wem die Musik stammt, zu der sie tanzen. Aber besonders in den sich etwas intensiver mit Techno und seiner Geschichte auseinandersetzenden Technoszenen z. B. in europäischen Großstädten wie Berlin, Amsterdam oder London nimmt Detroit-Techno eine Sonderstellung ein.“[1]
Nun erleben wir also ein Phänomen, welches symptomatisch für die Entwicklung von Musik im interkulturellen Kontext steht. Quer über den Atlantik und über Kontinental-Grenzen hinweg findet die Weiterentwicklung eines Genres und einer ganzen Kultur statt. Aber nicht nur über große Entfernungen ist dies zu finden. Schauen wir nach New York: ein Schmelztiegel aus verschiedensten Kulturkreisen, eine der Musik-kulturellen Metropolen der (westlichen) Welt. New York ist seit den späten 1920er Jahren immer wieder Ausgangspunkt und Zentrum verschiedenster musikalischer Entwicklungen gewesen. Swing, Bebop und Free Jazz, Disco, Punkrock, und New Wave sind mit der Stadt verbunden. Bis heute ist New York die unumstrittene „Hauptstadt“ des Jazz. Darüber hinaus hat die Hip-Hop-Kultur hier ihren Ursprung, die inzwischen zu einem der wichtigsten kulturellen Exportartikel des Landes geworden ist und 2005 zum New Yorker Kulturerbe erklärt wurde. Verantwortlich dafür sind vor allem das Engagement der Zugezogenen, Immigrierten und Integrierten und der inter-kulturelle Austausch.
Dieser findet in allen Kulturzentren dieser Welt statt. Beispielsweise auch in Istanbul. Hier tummelt sich ein reges kulturelles Leben, Stadt zwischen Orient und Okzident, Stadt zwischen Alt und Neu, Stadt zwischen Tradition und Moderne. In einem kleinen Club trifft sich dort monatlich eine Gemeinde der sogenannten Bass-Music, ein Genre aus UK. Mitten unter ihr findet sich als Veranstalter dieser Events ein Gesicht, das sich im piktogrammartigen Abbild seines Kopfes auf der Release[2] eines der renommiertesten Dubstep-Labels (Deep Medi) in ganz Bass-Europa wiederfindet. Bekannt und geschätzt sind seine Releases wegen einer Symbiose aus türkischer Tradition und britischem Bassment. Gantz (sic!) wird gefeiert als Produzent „eines neuen Levels“. Er ist ein Taksim-Urgestein. Seine Beats werden von weniger bekannten Szene-Mitgliedern aus der Gegend auf Türkisch besungen, seine Einflüsse hat er mitunter auch von ihnen, nicht zuletzt aber von türkisch-traditionellen Mustern. Dennoch, vom Typ her ist er durchaus modern und progressiv.
Wie sein Beispiel zeigt, ist es gerade in der heutigen Zeit des Interweb 2.0 wichtiger denn je, den kulturellen Horizont und Musikgenese als offen und unfertig zu verstehen, wie jamaikanische „Riddims“ aus den 70ern, die noch heute entweder neu besungen oder als „Re-edits“ verarbeitet werden. Es sei an Max Romeo und Lee Perrys „Chase the devil“ (auch bekannt als “Out of Space”) erinnert, einer der am meisten neu verarbeiteten Tunes, ein sogenannter Remix-Klassiker (Prodigy, Audio Bullys etc.).

Die weltweite Vernetzung und deren Produkte in Form von moderner Musik legen nur offen, was seit Jahrtausenden Musikgeschichte Alltag ist – Zusammenarbeit fördert Musik, Musik fördert Zusammenarbeit. Und es gilt hier gemeinsam Grenzen zu überwinden. Eben jene mentale Grenzen, die zu geographischen und nationalen Grenzen werden, die für viele ein Bild von wir-und-die, von wir-sind-das-volk-und-ihr-ein-anderes schüren, sind Hindernis für kulturelles und künstlerisches Zusammenwirken. Der Austausch bleibt auf der Strecke und (musik-)kulturelle Weiterentwicklung findet kaum noch statt – auch deshalb klingen Schlager gefühlt seit Jahrzehnten alle gleich. Diese Grenzzwerggartenmentalität ist somit der Antagonist einer offenen Gesellschaft und der Befürwortung eines interkulturellen Miteinanders. Das geht anders, unterwanders! Nicht gegen, sondern Mit-ein-wanders!
Fabz
[1] Daniel Schneider (2013: Kap. 2.3) – siehe http://tiny.cc/schneider
[2] MEDi078: Gantz – Rising / Spry Sinister – [Deep Medi]
https://soundcloud.com/deep-medi-musik/sets/medi078-gantz

Gewinner des Grafikwettbewerbs

Herzlichen Glückwunsch an DOMINIQUE KIRSCH für ihren Entwurf im Grafikwettbewerb für das diesjährige Lay-out der GSO „Refugees Welcome“.
Ihr Entwurf hatte im voting die meisten Stimmen.

http://dominique-graphicdesign.tumblr.com/